Warum mich mein Prinz im Stich gelassen hat…

„Wohin?“ fragt mich meine innere Stimme. „Das weiß ich auch nicht.“ antwortet meine andere innere Stimme. Schreiben wir einfach weiter und dann „schauma mal“ (wie der Wiener sagen würde). Ist meine innere Stimme ein echter Wiener? Na servas. Das kann ja was werden. Aber dann würde alles einen Sinn ergeben, oder? Warum ich so unmotivert bin. Warum alles Scheiße ist. Warum immer die Anderen an allem Schuld sind. Warum ich dauernd „geraunzt“ bin. Warum ich meine Laune an anderen auslasse – vor allem an meinem Mann. (Aber um ehrlich zu sein, er hat es nicht besser verdient, zumindest empfinde ich es aus jetziger Sicht so. Er ist da bestimmt anderer Meinung. Auch wurscht.)

Themenwechsel!

Der Kaffee schmeckt heute vorzüglich. Auch ohne Toastbrot – und ganz ohne schlechtes Gewissen. Ich brauche gar kein Weizen und gar keinen Zucker, um in den Tag zu starten. Was für eine Erleichterung. Na ja, manchmal aber doch. Zumindest die letzten Tage und Wochen war das so, aber irgendwann hängt das einem aus dem Hals raus und man will es nicht mehr sehen, riechen, schmecken. So ist es bei mir mit den meisten Dingen. Nach einiger, meist kurzer, Zeit habe ich genug davon uns suche mir etwas anderes. Was sich aber bisher am längsten bewährt hat, ist Kaffee und mein Mann. Ja, der hält sich hartnäckig und auch wenn wir schon 20 Jahre zusammen sind und davon 16 Jahre (OMG!) verheiratet, hat sich das nie wirklich so lange angefühlt wie es sich vielleicht angehört hat – außer die letzten drei Jahre.

Die waren – teilweise und phasenweise – der reinste Horror für mich! Und es kam so plötzlich und aus heiterem Himmel. Bumm! Plötzlich war die Rede von Scheidung. Plötzlich war das Alleinsein, das Grübeln und die Sehnsucht an der Tagesordnung. Nun, allein mit zwei Kindern, die mir nicht immer den Tag versüßt haben, fühlte ich mich schnell leer, ausgebrannt, verzweifelt, hilflos, einsam, unverstanden, unbeholfen, unnütz – ein Gefühlschaos das ich bis dahin nicht ansatzweise mal erlebt hatte. Da war ich und meine „leichte Depression“, eingesperrt im dunklen Gedankengefängnis. Ausbrechen? Keine Chancen! Auf diese Idee kam ich nicht einmal. Stattdessen vergrub ich mich immer weiter und immer tiefer in die negative Gedankenspirale voll depressiver Gedanken und negativer Stimmen, die mir alles möglich einredeten, nur nicht wie ich da wieder rauskommen kann. Zu spät entdeckte ich aber auch, dass ich es war, die sich hier selber zum Opfer machte. Oder ich es war, die es zuließ, dass es mir immer schlechter ging. So schlecht, dass ich nicht einmal mehr aus dem Bett kriechen wollte oder konnte. So schlecht, dass ich Mühe hatte sich die Zähne zu putzen. So schlecht, dass ich mich ungern wusch und es mir egal war, wie ich aussah, was ich aß, was aus mir werden sollte, wenn ich so weitermachte und den ganzen Tag auf der Couch herumlungerte – ziel- und planlos. Nein, ich suhlte mich lieber in Selbstmitleid. Das ist was ich zu dieser Zeit am besten konnte. Ich wartete vergeblich auf meinen Retter in schimmernder Rüstung auf einem weißen Pferd. Dieser entfernte sich aber immer weiter von mir. Er hatte genug von meiner schlechten Laune, meiner „leichten“ Depression, meiner müden, stumpfen und erbärmlichen Person, die ich geworden war. Er konzentrierte sich lieber um sich selbst und widmete seine ganze Zeit und Aufmerksamkeit seiner Arbeit, seinen Hobbys, seinen Freunden, Bekannten, Zufallsbekanntschaften. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leiden sie noch immer…