Gestern habe ich mir vorgenommen immer mit einem Notizbuch und Stift schlafen zu gehen und genau das habe ich gestern nicht gemacht. Ich hatte vergessen mir ein Notizbuch und Stift auf das Nachtkästchen zu legen.
Aber auch wenn ich ein Notizbuch und ein Stift auf dem Nachttisch gehabt hätte, hätte ich heute nichts zum Aufschreiben gehabt. Keine Geistesblitze und keine kreativen Gedanken, keine einzigartigen Ideen, keine merkenswerten Sätze haben heute nach dem Aufwachen über meinem Kopf geschwebt. Auch gut. Dann halt nicht. Morgen ist auch noch ein Tag.
Vielleicht hat mein Unterbewusstsein auch gewusst, dass ich kein Stift und Papier parat habe und wollte mich daher nicht in Verlegenheit bringen, daher hat es heute die Ideenschmiede nicht angeschmissen. Das ist aber sehr rücksichtsvoll.
Trotzdem ist es jetzt etwas ungünstig für mich, denn ich habe jetzt nichts worüber ich schreiben soll. Und ich habe mir doch vorgenommen jeden Tag zu schreiben. Jeden Tag mindestens 500 Wörter. Das wird heute etwas schwierig. Aber ich muss dranbleiben. Ich kann doch nicht gleich am zweiten Tag die Flinte ins Korn werfen, oder besser gesagt die Tastatur in den Papierkorb.
Na gut, dann schauen wir einfach mal welchen Rat die liebe Susanne Kaloff für uns heute parat hat: B wie Be Your Own Muse. Das trifft sich ja gut, weil ich habe auch noch gar keine Muse.
Sie zitiert auch gleich die einmalige Frida Kahlo, die es mit ihrer Aussage mal wieder auf den Punkt genau trifft: „I am my own muse, I am the subject I know best. The subject I want to know better.”
Ich bin meine eigene Muse, ich bin das Objekt das ich am besten kenne. Das Objekt, das ich besser kennen möchte. Oder besser kennen möchte? Das trifft sich ja gut, weil ich will mich ja auch über das Schreiben besser kennenlernen und erfahren was ich zu sagen bzw. zu schreiben habe.
Wie passend ist das denn bitte? Vor allem heute fühlte ich mich aufgeschmissen. Verloren. Leer. Uninspiriert. Dann lese ich zufällig dieses Zitat und meine Einstellung ändert sich komplett. Ich brauche keine Inspirationsquelle. Ich brauche keine Muse. Ich bin meine eigene Inspiration. Ich bin meine eigene Muse. Ich inspiriere mich jetzt mal selber.
Susanne fordert mich sogar dazu auf mir einen Motivationsbrief zu schreiben, einen Liebesbrief oder ein Lobgesang auf mich. Ich soll aufschreiben was ich alles hervorragend mache, kann, in was ich richtig gut bin, was meine Stärken sind, was mich auszeichnet, was mich besonders macht.
Pfff. Das ist aber ganz schon viel verlangt.
Mich zu inspirieren ist schön und gut, aber mich auch noch gleich zu loben, das ist zu viel verlangt.
Und ehrlich gesagt fällt mich dazu nicht viel ein. Ich habe auch ein ganz komisches Gefühl dabei mich selbst zu loben oder mir Komplimente zu machen. Da überkommt mich gleich ein unwohles Gefühl. Ein Gefühl von Abneigung.
Und wie soll ich mich selbst loben, wenn ich gleichzeitig davon abgeneigt bin?
Wir haben doch schon immer gesagt bekommen, dass Eigenlob stinkt. Das hat sich tief in uns verwurzelt. Zumindest ist das bei mir so. Und es fühlt sich auch eigenartig an, wenn wir etwas erzählen auf was wir besonders stolz sind, was wir gut gemeistert haben, wenn wir uns hervortun vor den anderen. Man – vor allem aber Frau – wird dann von den an demselben Gespräch beteiligten Personen meist mit zusammengekniffenen Augen und gepressten Lippen angesehen. In diesem Gesichtsausdruck ist zu lesen: „Wie kann sie es wagen, so eingebildet zu sein!“
Aber wir haben auch zu hören bekommen, dass wir nicht immer auf andere hören sollen. Daher wage ich jetzt mal das Experiment und lobe mich mal selbst.
Also, ich bin freundlich. Meistens jedenfalls. Ich bin kreativ. In Stresssituationen kann ich einen kühlen Kopf bewahren. Ich habe einen guten Geschmack was Stil und Design angeht. Ich bin humorvoll. Ach was, ich bin die Heldin meines Alltags. Ich bin die Königin der Wörter. Ok, das geht jetzt vielleicht doch etwas zu weit. Oder doch nicht? Und schon wieder bin ich im Zwiespalt. Warum kann ich das nicht einfach so stehen lassen? Auch wenn es überzogen ist, wenn es übertrieben formuliert ist? Was ist schon dabei?
Ok gut, meine Lobeshymne an mich wird es nicht in das Guinnessbuch der Rekorde schaffen. Aber ich kann wieder etwas daraus lernen: Ich muss lernen mich zu loben. Meine Stärken anzuerkennen. Mich nicht als selbstverständlich zu nehmen. Mich zu motivieren. Mich anzufeuern. Jeden Tag.
Die Motivationstrainerin Mel Robbins hat dazu sogar eine ganze Bewegung ins Leben gerufen und dem Ganzen auch einen Namen gegeben: „High 5 Habit“. Sie ist zufällig darauf gekommen, als sie sich eines Morgens im Badezimmer im Spiegel ansah und ihr nur Negatives an ihrem Aussehen aufgefallen ist. Dann hat sie sich ein „High 5“ im Spiegel gegeben. Danach hat sie sich gleich viel besser gefühlt. Und das hat sie dazu animiert, mehr darüber zu erfahren und ein ganzes Buch zu schreiben.
Fazit: Ja, wir alle sollten uns alle gerne öfter loben und uns sogar selbst anfeuern. Wir machen das doch ständig mit Freunden, Verwandten, Bekannten, Kollegen. Warum also nicht auch mal in den Spiegel schauen und uns selbst sagen wie toll wir doch eigentlich sind. Weil unter uns gesagt, das sind wir tatsächlich!