Bis ich anfange zu schreiben ist schon der halbe Tag vergangen. Wie kann ich das ändern? Wie kann ich früher schreiben?
Indem ich mich einfach früher hier hinsetze und einfach schreibe. Ist eigentlich ganz einfach.
Wenn das so einfach ist, warum mache ich es dann nicht? Warum lasse ich mir so viel Zeit?
Weil ich so viele andere Verpflichtungen habe. Es ist nicht mehr so, dass ich um 6 Uhr aufstehe, dann Frühstück und Jause für meine Kinder und einen Smoothie für mich und meinen Mann zubereite, sicherstelle, dass sie alles was sie brauchen auch mitgenommen haben, mich um 7:30 Uhr von ihnen verabschiede und, nachdem sie die Wohnung verlassen haben, mich wieder hinlege und bis 10 oder 11 Uhr schlafe. Nein, das mache ich jetzt nicht mehr. Diese schlechte Angewohnheit habe ich schon seit ein paar Wochen abgelegt.
Aber was mache ich dann? Wieso schaffe ich es dann trotzdem nicht früher anzufangen?
Ich meditiere, höre mir positive Affirmationen an und mache Yoga. Danach dusche ich mich und ziehe mich an. Dann mache ich mir einen Matcha Latte und setze mich dann endlich vor den Computer. Und dann denke ich mir, wo ist die Zeit nur hin? Ich hätte gerne früher begonnen. Jetzt habe ich wieder nicht so viel Zeit. Und rolle innerlich mit den Augen. Toller Start für einen produktiven Arbeitstag oder?
Statt zu denken: Super Almina, du hast es endlich geschafft dir eine positive Morgenroutine anzueignen. Du hast sogar Sport gemacht. Das hast du toll gemacht. Weiter so. Mit der Zeit wird es leichter und du wirst du besser und schneller. Man muss nicht alles gleich sofort perfekt und richtig machen. Genieße den Prozess. Und erfreue dich daran. Erfreue dich an deinen Erfolgen, auch wenn sie noch so klein sind.
Und dass du dich jetzt noch hingesetzt hast zum Schrieben, ist doch auch toll. Du setzt dein Vorhaben weiter um. Das ist eine großartige Leistung. Mach weiter so!
Und so weiter und so fort.
Warum kann ich nicht einfach so mit mir reden?
Aber ein Fortschritt ist ja schon mal, dass ich diese negativen Selbstgespräche erkannt und ins Positive gedreht habe.
Erkannt habe ich sie aber erst jetzt, indem ich es hier schwarz auf weiß gesehen habe. Durch das Aufschreiben meiner Gedanken, damit ich ins Schreiben komme. Also habe ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erwischt.
Susanne sagt: „Manchmal tut es gut, erstmal einen internen Soultalk abzuhalten, mit dessen Hilfe man ganz nüchtern heraustüftelt, was eigentlich noch mal genau das Problem ist, welche Sorgen man hegt und pflegt, die einem dabei unterstützen, unglücklich zu bleiben, in Selbstmitleid zu versinken und nicht mit dem Eigentlichen zu beginnen.“
Das Eigentliche war für mich in den letzten Jahren das Schreiben.
Aber mit der Methode, einfach mal loszuschreiben, ohne mir vorher großartig zu überlegen, was ich denn eigentlich schreiben möchte und zu versuchen gleich die perfekten Sätze rauszuhauen, sondern gleich meine Gedanken, egal wie unsinnig und chaotisch sie sind, niederzuschreiben, hat mir geholfen wieder mit dem Schreiben zu beginnen.
„Mit Selbstpsychologie kommt man seinem Unterbewusstsein auf die Schliche, es geht fix, wirkt wie mentales Feng Shui und löst Wiederstände aka Selbstsabotage auf“, sagt Susanne dazu.
Ich wusste gar nicht, dass ich auch mentales Feng Shui betreibe, aber der Gedanke gefällt mir. Und es wirkt. Ich komme nicht nur zum Schreiben, ich finde gleichzeitig heraus, welchen Müll ich mir erzähle, wie ich mich selbst runtermache und mich selbst sabotiere. Ich sehe mich also aus einer Vogelperspektive und kann leichter Änderungen und Verbesserungen vornehmen. Die Lage ordnen. Den Kurs korrigieren.
Auf zweifacher Weise ein Gamechanger.
Und das kann man immer einsetzen, wenn man in einem Bereich nicht weiterkommt. Sich einfach mal kurz hinsetzen und alles rauslassen. Das Wie und das Wo sind dabei egal. Alles ist erlaubt solange es einen weiterbringt. Jeder muss ein für sich passendes Ventil finden.
Ich freue mich endlich mein Ventil gefunden zu haben.