Es wird irgendwie nicht einfacher, ganz im Gegenteil. Seitdem ich mit meinem neuen Vorhaben begonnen habe, schmeißt mir das Leben einen Stein nach dem anderen in den Weg. Jetzt ist auch noch mein zweiter Sohn krank geworden, wobei das war ja auch abzusehen, war schon immer schon so. Aber trotzdem. War jetzt nicht unbedingt notwendig. Oder doch?
Vielleicht ist es einfach nur ein Test? Das Leben will mich testen, um herauszufinden wie ich mich in dieser schwierigen Situation verhalte, wie ernst es mir ist. Mache ich weiter oder höre ich einfach auf? Ärgere ich mich wieder, dass ich doch nicht die Kraft und das Durchhaltevermögen habe, das ich mir so sehnlichst wünsche?
Oder beiße ich zur Abwechslung mal die Zähne zusammen und mache einfach weiter. Ja, ok die perfekte Morgenroutine war heute vielleicht nicht drinnen, aber das ist noch lange kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken und nichts zu tun. Dann macht man einfach weiter, wie es halt in den heutigen Tag reinpasst. Man organisiert sich neu. Man setzt sich trotzdem hin und macht das was getan werden muss. Ohne Wenn und Aber und ohne Ich-mag-heute-nicht-es-ist-mir-alles-zu-anstrengend.
Gerade dann, wenn es am anstrengendsten ist, sollte ich aber unbedingt weitermachen. Das macht den Unterschied aus. Das ist genau die Zeit, wann man über sich hinauswachsen kann und wird. Und das ist genau das, woran ich bisher gescheitert bin.
Diesen Zustand der unbiegsamen Hartnäckigkeit und des eisernen Durchhaltevermögens möchte ich erreichen, wo in jeder Lebenslage sein Ding durchgezogen wird, ohne Rücksicht auf Verluste.
Man kreiert sich den Alltag so wie er einem passt. Und nicht umgekehrt – was ich eigentlich jahrelang gemacht habe.
Lange genug habe ich mich den Anforderungen und Wünschen der anderen gefügt und das gemacht, was ich sollte, nicht unbedingt das was ich wollte.
Aber vielleicht war das auch einfach nur ein Lernprozess? Eine Erfahrung, die mich heute hierher geführt hat. Auch wenn das Hier und Jetzt noch lange nicht die Endstation ist, es ist eher die Mitte, würde ich jetzt mal sagen. Auch wenn ich es nicht mit Sicherheit sagen kann, aber so vom Gefühl her kann es hinkommen.
Und wenn es die Mitte des Leben ist, was bedeutet das überhaupt? Heißt das, dass ich schon alles gemeistert haben muss, dass ich alles gelernt haben muss, dass ich alles erlebt haben muss?
Ich bin noch lange nicht fertig. Eigentlich kommt es mir eher so vor, als ob ich erst am begonnen habe. Womit genau, weiß ich noch nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich noch lange nicht da bin, wo ich sein möchte und wo ich sein soll.
Und das Schreiben soll mir dabei helfen herauszufinden, wo ich hin möchte. Wo zieht es mich hin? Was finde ich spannend? Was begeistert mich? Was regt mich auf? Was will ich gar nicht?
Die Autorin Joan Didion sagte mal: „I write entirely to find out what I’m thinking, what I’m looking at, what I see and what it means. What I want and what I fear.”
Und das trifft auch auf mich zu. Auch ich schreibe, um meine Welt, die ich manchmal nicht verstehe, ein wenig besser zu verstehen. Mich besser zu verstehen.