Heute geht es mir gut, ich fühle mich gut und ich freue mich schon mit der Arbeit zu beginnen.
Ich habe meditiert, habe meine Yoga-Übungen gemacht, habe geduscht und mich angezogen, jetzt habe ich mir endlich meinen Kaffee gemacht und starte los.
Aber worüber soll ich jetzt schreiben?
Mir fällt gerade nichts ein.
Kein spannender Gedanke, der aufgegriffen werden kann.
Kein philosophisches Zitat, das näher beleuchtet werden will.
Kein YouTube-Video, auf das ich mich beziehen kann.
Ich glaube, dass ich das Schreiben viel früher angehen muss. Weil gleich nach dem Aufstehen, schwirren meistens immer irgendwelche Gedanken in meinem Kopf, die später dann verschwunden sind, wenn ich sie brauche.
Dafür müsste ich aber viel früher aufstehen und das schaffe ich zur Zeit leider nicht. Um 6 Uhr läutet mein Wecker und ich stehe um 6:15 Uhr oder 6:20 Uhr herum auf und dann muss ich auch schon losstarten mit den Frühstücksvorbereitungen. Um 7:30 Uhr verlassen meine Kinder und mein Mann das Haus. Dann räume ich noch auf, mache dann mit meiner Morgenroutine weiter und bin erst um 10 Uhr vor dem Bildschirm und kann endlich mit dem Schreiben beginnen.
Und irgendwie geht hier viel verloren, habe ich das Gefühl.
Zum Beispiel habe ich jetzt irgendwie gar keine Idee, keinen besonderen spannenden Einfall, der mir dabei hilft mir 500 Wörter aus den Fingern zu saugen.
Ok, dann schaue ich wieder mal bei der Susanne Kaloff vorbei. Welchen Rat hat sie heute für mich parat?
F wie Forget yourself.
Sie sagt: „Beim Schreiben gibt es einen wahnsinnig tollen Moment jenseits der Selbstdarstellung, wenn man vergisst, wer man ist, wie man aussieht. Wen man den erhaschen will, muss man seinen Körper an einem Punkt beiseitelegen. Sich nach innen verziehen. Mehr Geist sein, ein Kanal, der empfängt, downloaden, was rumschwirrt im Kosmos. Sich selbst hypnotisieren. Mit viel Glück trifft man den Zeitgeist. Nichts fühlt sich wahrhaftiger an als vorübergehend mehr Spirit als Bauch-Beine-Po zu sein.“
Genau das ist es, was ich meine. Ich fühle diesen Momente meist in der Früh, gleich nach dem Aufstehen. Gehe ihm aber nicht sofort nach. Ich lasse ihn leider verpuffen, indem ich dem herabschauenden Hund, meiner Dusche und meinem doppelten Espresso mehr Aufmerksamkeit schenke. Bis ich dann soweit bin es aufschreiben zu können, ist alles weg. Und ich muss mühevoll ach Worten ringen und in meinem Kopf herumkramen, bis 500 Wörter die weiße Seite gefüllt haben.
Susanne schreibt, dass sie mal in einer produktiv angespannten Phase für 48 Stunden alle Spiegel in ihrer Wohnung verhängt hat, weil sie sich auf ihre Geschichte fokussieren wollte und nicht auf das Äußere.
Mich von äußeren Umständen nicht ablenken lassen und erstmal zurückziehen, um die fliehenden Gedanken einzufangen, sie schnell auf dem Papier festnageln, bevor sie wieder weg sind, ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Das sollte ich ab jetzt als erstes tun, noch vor dem Zähneputzen. Mundgeruch ist eigentlich auch egal, wenn man im Prozess des Raushauens alleine vor dem Bildschirm sitzt. Später kann ich mich immer noch, ruhigen Gewissens und ohne das Gefühl etwas verloren zu haben, meiner Mundhygiene, dem Schmieren von Frischkäsebroten und meiner Bikini-Figur widmen.