Ist mein Glückskonto im Minus?

Warum sind wir eifersüchtig? Ist es weil die andere Person uns so viel bedeutet und wir Angst haben sie zu verlieren? Aber wenn uns jemand so viel bedeutet, dann müssen wir dieser Person ja komplett vertrauen oder? Und was wenn das Vertrauen gebrochen wurde und es mal weg ist, kommt es irgendwann dann wieder oder kommt stattdessen die Eifersucht – und bleibt bis ans Ende der Beziehung?

Ich war früher nicht eifersüchtig – überhaupt gar nicht. Ich hatte 100%-iges Vertrauen in meinen Mann und unsere Beziehung. Ich war mir  sicher. Komplett. Zu 1000%. Hand-ins-Feuer-legen uns so. Aber das war mal. Jetzt sieht das ganze anders aus.

Eigentlich war früher er der Eifersüchtige und Kontrollfreak in unserer Beziehung. Sein Grund: Er wollte mich nicht verlieren. Hatte Angst, dass ich „etwas Besseres“ finde und weg bin. Das heißt, er hatte kein Vertrauen in mich oder doch eher kein Vertrauen in sich selbst. Mittlerweile – 16 Ehejahre später – hat sich das Blatt gewendet. Wir haben sozusagen die Rollen getauscht. Jetzt bin ich die eifersüchtige Ehefrau, die ihn kontrolliert – auf Schritt und Tritt. Oder es zumindest versucht. Weil es mir dann irgendwann doch zu doof ist und irgendwie gegen meine Natur ist. Es kommt aber manchmal dieses Gefühl in mir hoch und ich muss es einfach tun, vor allem wenn alle Zeichen darauf hin deuten, dass er nicht die Wahrheit sagt. Und wenn man mal ein oder zwei blonde Haare in der Wäsche findet, ja dann ist die Kacke am Dampfen. Das Blöde daran ist ja, dass er immer eine plausible Begründung hat bzw. es so erklärt, dass ich mir am Ende wie die verrückte und besessene Ehefrau vorkomme. Aber wie erklärt man seiner dunkelhaarigen Frau blonde Haare in der Unterhose, dass es auch plausibel erscheint? Ich weiß es nicht. Ich ließ es nicht darauf ankommen, sondern platzierte die Unterhose mit den beiden Haaren demonstrativ auf dem Handwaschbecken. Die Haare waren dann weg, die schmutzigen Unterhosen blieben. Das war die Erklärung. Plausibel oder? Und jetzt im Nachhinein und ohne Beweißmittel lässt sich eine Beschuldigung auch schwer durchsetzen.

Ich will es auch nicht. Eifersüchtig sein. Ich will, dass es mir, so wie früher, egal ist bzw. dass ich mir so sicher bin, dass ich auf solche Gedanken gar nicht komme, geschweige denn nach „Beweißmitteln“ suche. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich bin eifersüchtig auf alles und jeden. Ja, auch auf die männlichen Freude, mit denen mein Mann auch mehr Zeit verbringt als mit mir. Peinlich. Ich will ihn nicht mehr, diesen Eifersuchtstumor. Kann das bitte jemand wegmachen?

Leider kann ich nicht genau erklären warum ich eifersüchtig bin. Aber was ist weiß ist, dass nur Leute mit Komplexen eifersüchtig sind. Habe ich mich dann zurückentwickelt? Und wann ist das bitte passiert? Total unbemerkt bin ich zu einer unzufriedenen, unsicheren, unglücklichen Person geworden. Zum Kotzen. So jemand wollte ich nie sein. Das spricht gegen alles was ich jemals war und sein wollte. Wie konnte ich das zulassen? Wie konnte ich so tief sinken? Ist es, weil ich nach der Schwangerschaft mit den Zwillingen, so überfordert war und mich nur noch um das „nackte Überleben“ gekümmert habe? Habe ich mich in den letzten Jahren aus den Augen verloren? Habe ich mir zu wenig Beachtung geschenkt? Habe ich mich zu wenig um meine Weiterentwicklung, um mein Fortkommen gekümmert? Habe ich zu wenig bereichernde Erlebnisse und Erfolge erlebt? Ist mein Glückskonto im Minus?

Ja, definitiv!

Ich denke sogar, es ist stark überzogen.

Pech gehabt.

Oder soll ich sagen, selber schuld.

Wie auch immer.

Siehe den Tatsachen ins Auge, reiß dich zusammen, steh auf, wisch dir die Kotze aus dem Gesicht und mach dich an die Arbeit.